So lernst du, dich zu orientieren - hier kommen die besten Tipps der Weltmeisterin
Zu lernen, sich zu orientieren, ist alles andere als einfach. Schafft man es jedoch, gibt es vielleicht nichts, das mehr Spaß macht. Wir haben Tove Alexandersson, die weltbeste Orientierungsläuferin, gebeten, uns ihre besten Tipps zu verraten.
Viele Ausdauersportarten hatten in den 80er Jahren ihren Höhepunkt und das gilt auch für den Orientierungslauf. Nach einer schwachen Zeit ist der Sport jedoch wieder auf dem Vormarsch. In ganz Schweden besuchen Erwachsene Anfängerkurse, um den Umgang mit Karte und Kompass zu lernen, und OL-Wettkämpfe erfreuen sich wieder wachsender Beliebtheit.
Die beste Orientierungsläuferin der Welt, Tove Alexandersson, teilt ihre Top-Tipps.
„Ich habe das Gefühl, dass der Sport gerade wieder richtig im Kommen ist. Extreme Läufe, wie Tjurruset und Ähnliches, sind ja seit einer Weile beliebt und eigentlich ähneln sie dem Orientierungslauf stark. Außerdem kann ich verstehen, dass der Orientierungsmoment selbst für Neulinge etwas abschreckend sein kann“, so Tove Alexandersson, Orientierungsläuferin der schwedischen Nationalmannschaft und mehrfache Weltmeisterin. Viele Schweden haben eine kürzere Ausbildung im Orientierungslauf in der Grundschule bekommen. Wer sich jedoch im Umgang mit der Karte nicht auf dem Laufenden gehalten hat, kann sich im Wald leicht verlaufen. Und es kann eine Weile dauern, bis man sich wieder mit der Karte angefreundet hat.
„Es braucht seine Zeit und man sollte sie sich nehmen“, so Tove. „Es ist ein guter Anfang, eine Karte mit in den Wald zu nehmen und zu laufen oder sogar einfach nur mit ihr stillzustehen. So entwickelt man ein Verständnis und man lernt, wie die Details auf der Karte in Wirklichkeit aussehen.“
Sie empfiehlt außerdem, möglichst viele Karten zu lesen. Sie selbst hebt alle Wettkampfkarten auf, was im Laufe der Jahre zu einer ansehnlichen Sammlung geführt hat. Tove meint außerdem, dass die meisten von uns den Karten näher sind, als wir glauben. „OL-Clubs haben Zugang zu Karten, aber viele, die trainieren, haben GPS-Uhren, auf denen man den Trainingseinheit speichern und sich anschließend die Route ansehen und mit den Karten vergleichen kann. Je mehr Karten man liest, umso besser versteht man sie.
Wer lernen möchte, sich zu orientieren, muss also Geduld haben. Das bedeutet auch, dass alle, die versuchen möchten, im Erwachsenenalter an einem Wettkampf teilzunehmen, bereit sein müssen, dieselbe Route zu laufen wie Zehnjährige. „Man kann sich nicht gleich auf die schwersten Routen wagen, sondern muss mit den leichteren anfangen, damit man ein gutes Gefühl bekommt“, meint Tove. „Es ist schließlich dasselbe für alle Orientierungsläufer. Alle haben angefangen, nach Karten zu laufen, auf denen die Kontrollpunkte an Wegkreuzungen waren, und dann mit Karten weitergemacht, auf denen die Kontrollpunkte maximal 20
Meter vom Weg entfernt sind. Man muss mit dem Einfachsten anfangen und sich dann nach oben arbeiten.“ Es gibt viele unterschiedliche Methoden zu lernen, sich zu orientieren, aber im Grunde genommen muss man sich entscheiden, ob man es auf eigene Faust oder mit Hilfe anderer lernen möchte. In Schweden gibt es viele Vereine, deren Mitglieder die Grundlagen des Orientierungslaufs gerne teilen - und viele Vereine haben heute außerdem organisierte Anfängerkurse. Wenn man es lieber auf eigene Faust lernt, kann man sich beispielsweise in die Orientierungsliteratur von Sisu vertiefen. Eine andere
Alternative ist, es mit Hittaut oder Naturpasset zu versuchen. Das sind zwei Dienste, die massenhaft Kontrollstationen in den Wäldern aufstellen, die man dann suchen kann, wenn es einem selbst passt. Wer möchte, kann auch versuchen, an einem Wettkampf teilzunehmen. Die meisten OL-Wettkämpfe haben offene Schwierigkeitsklassen, sodass Anfänger den Sport ausprobieren können, und außerdem gibt es Freizeitorientierungsläuf, eine Art Trainingswettkampf, der sich in erster Linie an Anfänger richtet. „Ich habe immer an sehr vielen Wettkämpfen teilgenommen und ich bin wirklich davon überzeugt, dass Wettkämpfe das beste Training sind“, meint Tove Alexandersson. „Sie sind außerdem eine gute Art zu lernen, sich zu orientieren, und es macht wirklich Spaß auszuprobieren, im selben Wald wie die Profis zu laufen. In Schweden gibt es außerdem im Prinzip jedes Wochenende OL-Wettkämpfe und man kann so lange mitmachen, bis man es begriffen hat.“